Jahreshauptversammlung 2020 des Landesverbandes

u.a. Beziehungen und Vernetzungen waren die Hauptthemen bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung des Landesverbandes, die am 07.03.2020 im Gemeindehaus St. Josef Grünwinkel in Karlsruhe stattfand. Der erste Vorsitzende Lutz Stahl berichtete in diesem Zusammenhang auch über die Umsetzung der im vergangenen Jahr gefassten Beschlüsse.

Diakonisches Werk  Baden – Belastungen auf ein Mindestmaß minimiert

Die drei Freundeskreisvereine, welche eine eigenständige Mitgliedschaft  beim Diakonischen Werk Baden hatten, haben sich daraus verabschiedet. Die Mitgliedsbeiträge der Vereine für das Jahr 2019 hatte der Landesverband übernommen.  Allerdings gab  es mit dem Mitgliedsbeitrag für den Landesverband wieder Unstimmigkeiten. Das Diakonische Werk rechnet mehr Einnahmen auf den Mitgliedsbeitrag an als der Landesverband. Lutz Stahl vermerkte hierzu, dass sich jetzt nur noch der Landesverband über das DW Baden ärgern müsse und er somit die Belastungen und Kontakte auf das Mindestmaß minimiert habe.

Evangelische Landesarbeitsgemeinschaft Suchtkrankenhilfe - Zusammenarbeit in wertschätzender Atmosphäre

Die Weiterentwicklung und Aktivierung der Vernetzung in der ELAS hat zwischenzeitlich eine deutliche Verbesserung erfahren und somit bislang die gesetzten Hoffnungen erfüllt. 

Ein Treffen zwischen der neuen Leiterin der Suchthilfe der Stadtmission Heidelberg Fr. Dr. Kirsch und Lutz Stahl diente in erster Linie dem gegenseitigen Kennenlernen und dem Ausloten gemeinsamer Interessen. Dabei wurde auch die Möglichkeit erörtert, die sich aus der Übernahme der Suchtberatung in Mosbach und Buchen durch die Stadtmission Heidelberg ergab. Die dort bisher vom BWLV unterstützten Selbsthilfegruppen waren faktisch im Stich gelassen worden. Fr. Dr. Kirsch erklärte sich damit einverstanden, es den Gruppen zu überlassen, ob sie Blaukreuz- oder Freundeskreisgruppen werden wollten. Bei der Vorstellung der Blaukreuz- und Freundeskreisarbeit in der Beratungsstelle in Mosbach wurde aber offenkundig, dass die Gruppenleiter ihre Anlehnung an die Beratungsstelle beibehalten wollten und somit zum Blauen Kreuz Heidelberg tendierten.

Auf Anregung von Ludwig Engels und Lutz Stahl hat die Stadtmission Freiburg in der dortigen Beratungsstelle ein Treffen der Blaukreuzgruppen Freiburg und Lörrach, der Freundeskreisgruppen Freiburg und Hei-tersheim sowie dem Landesverband Baden organisiert. Bei den Gesprächen war festzustellen, dass die unterschiedlichen Gruppen kaum  Kenntnisse über die Arbeitsweisen voneinander haben. Das Interesse an der Vernetzung war jedoch eindeutig vorhanden. Hierzu ist anzumerken, dass die Freiburger Freundeskreisgruppe mit Armin Schilling einen Vorreiter in Sachen Öffentlichkeits- und Familienarbeit hat, an dessen Arbeit sich andere Gruppen recht gerne anhängen. 

Abschließend bewertete Lutz Stahl in seinem Rechenschaftsbericht, dass sich innerhalb der ELAS der Erfahrungsaustausch und die Zusammenarbeit in wertschätzender Atmosphäre bereits positiv auf weitere Gespräche ausgewirkt haben.

Diakonische Suchthilfe Mittelbaden – Schwarze Null nicht in Sicht

Das Eigenkapital der Gesellschaft ist an einer kritischen Grenze. Obwohl die Leistungszahlen sich ständig verbesserten ist eine Prognose mit schwarzer Null nicht in Sicht. Die beiden Fachkliniken Fischerhaus und Münzesheim sowie das DW Pforzheim tragen bislang die Defizite der Gesellschaft.

Der ursprüngliche Plan, die DSM badenweit aufzustellen und die evangelischen Beratungsstellen nach und nach in die Gesellschaft zu integrieren, wurde ad Acta gelegt. Insbesondere, nachdem der Versuch in Mannheim gescheitert ist, erscheinen weitere Fusionen von Beratungsstellen die auch defizitär arbeiten als sinnwidrig. Es werden nunmehr Möglichkeiten ausgelotet, die Gesellschaft durch Strukturveränderungen rechtlich und wirschaftlich auf ein besseres Fundament zu stellen.

Bundesverband – Öffentlichkeitsoffensive: Wir zeigen uns

Auf der Bundesverbandsebene gab es Ausbildungen, Vorstandssitzungen und Arbeitskreise, an denen Vertreter des LV teilnahmen. Der Chat des Bundesverbandes ist dabei ein Alleinstellungsmerkmal, das bisher weder professionelle noch andere ehrenamtliche Verbände erreicht haben.

Beim Delegiertentag vom 10. bis 12.05.2019 standen u.a. folgende Themen im Vordergrund:

  • Erste Ausbildungsreihe von Gruppenbegleitern in Regie des Bundesverbandes.
  • Einheitliche Darstellung im Internet.
  • Chatroom – Es werden noch Operatoren gebraucht – derzeit sind es nur 3 aus Baden.
  • Praktische Öffentlichkeitsarbeit durch Erstellen von Kurzfilmen; die Kurzfilme wurden zwischenzeitlich erstellt und können Verwendung finden.
  • Weiter wurde aus gegebenem Anlass darauf hingewiesen, dass Mitglieder verpflichtet sind Verstöße gegen die Wort/Bildmarke (missbräuchliche Verwendungdes Freundeskreis-Logos durch andere) dem Bundesverband zu melden.
  • Als Jahresthema 2020 wurde der Titel „Wir zeigen uns -  Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe“ gewählt und ausgearbeitet.

Baden-Württembergische Arbeitsgemeinschaft Suchtkrankenhilfe – Mehr Bewegung

Der Landesverband Baden ist seit dem 2 Halbjahr 2019 wieder Mitglied in der BWAG. Auch hierein scheint mehr Bewegung zu kommen. Allerdings war es bislang nicht möglich, für eine erwünschte Klausurtagung, auf der neue Ziele und Wege definiert werden sollten, in 2020 ein Wochenende zu finden, an dem alle Delegierten teilnehmen können.

Im Zuge der Beteiligung der BWAG bei der Landestagung der Landesstelle für Sucht  (Liga Freie Wohlfahrtspflege) am 07.07.2020, sollen drei Foren besetzt werden. Diese befassen sich mit der stationären und ambulanten Behandlung sowie mit der Prävention unter dem Motto: „Suchthilfe kann Zukunft – grundsätzlich – machbar – visionär“.

Öffentlichkeitsarbeit – öffentichkeitswirksame Großereignisse

Im Geschäftsjahr fanden mehrere öffentlichkeitswirksame Großereignisse statt, an denen der Landesverband beteiligt war. Der Landesverband und eine Delegation des Freundeskreises Karlsruhe unterstützten den Freundeskreis Freiburg bei der Baden-Messe. Anlässlich einer ebenfalls in Freiburg stattgefundenen großen Veranstaltung mit dem Theater „Große Freiheit“ unter Federführung von Armin Schilling (Freundeskreis Freiburg) stellte der Landesverband wieder mit Hilfe der Karlsruher Freunde einen Stand auf. Ca. 400 Schüler am Morgen und 350 Erwachsene am Abend, unter Anwesenheit des Sozialbürgermeisters, besuchten diese Veranstaltung. Und nochmals in Freiburg unterstützte der Landesverband auf besonderen Wunsch einer Berufsschule den dortigen Freundeskreis. Hierbei wurde der Landesverband Baden explizit angefordert. Mit den mittlerweile sehr erfolgreichen Suchtbrillenaktionen und persönlichem „Rede und Antwort stehen“ vor Schülern wurde eine sehr gelungene Präventionsmaßnahme ermöglicht.

Die Offerta ist ein Projekt des Landesverbands, der auch das Equipment, die Verwaltung und monetäre Verantwortung hat. Der Freundeskreis Karlsruhe stellte auch dieses Jahr wieder den Löwenanteil der Mannschaft. In zwei Schichten beteiligten sich 28 Freunde an der Präsentation. Unterstützt wurden diese von Freunden vom Freundeskreis Nova Vita, LoS Murgtal und der Gruppe Sinsheim des Blauen Kreuzes Heidelberg. An 9 Tagen wurden über 4000 Kontakte mit Besuchern der Messe ermittelt. Insgesamt entstand der Eindruck, dass sich die Qualität der Gespräche verändert hat und einige Leute den Stand des Landesverbandes gezielt aufgesucht haben, um über ihre Themen zu reden.

Entgegen der Ankündigung bei der letzten Jahreshauptversammlung konnte im Rahmen der Weiterbildung im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit kein Ausbildungswochenende für den Internetauftritt bereitgestellt werden. Aber für einen Workshop für Einblicke ins Typo3-System hat es im Februar 2020 doch gereicht. Leider war der Kreis der TeilnehmerInnen aus den Freundeskreisen Achern, LoS Murgtal, Karlsruhe und Lotsen Mannheim überschaubar.

Mitglieder – Tendenz leicht steigend

Wie schon der Stellvertretende Vorsitzende Ludwig Engels in seinem Rechenschaftsbericht vortrug, steigt die Mitgliederzahl des LV wieder, was Anlass zur Zuversicht für die Zukunft gibt. Hierzu gehört auch, dass sich in Rastatt eine neue Freundeskreisgruppe „Bella Vista“ gegründet hat. Reine Gruppenbesucher, wie z.B. Stadtmission Heidelberg sind nicht mehr als Mitglieder erfasst. In 2020 sollen auch Gäste (Gruppenbesucher) erfasst werden. Dieser Punkt wurde auch nochmals bei der Aussprache zum Kassenbericht aufgegriffen. Die Meldung der Mitgliederzahlen entscheiden u.a. auch für Geldmittel, aber tatsächlich sind alle Gruppenbesucher und nicht nur formale Vereinsmitglieder die Menschen, die durch die Freundeskreise Hilfe finden.

Im vergangenen Jahr konnten gleich drei Mitgliedsvereine des Landesverbandes Jubiläen feiern: 40 Jahre der Freundeskreis Freiburg, 10 Jahre der Freundeskreis LoS Murgtal und 50 Jahre der Freundeskreis Karlsruhe.

Aus-und Weiterbildung – breites Spektrum

Wie schon 2019 soll es auch 2020 wieder zwei Weiterbildungstage geben. Die Themen in der Aus- und Weiterbildung reichten von „Vorstellung der Freundeskreise in der Öffentlichkeit“ bis hin zu „Gewaltfreie Kommunikation“. Weiterhein gibt es ein neues strukturiertes Ausbildungsprogramm mit fünf Themenschwerpunkten, wobei nun alle Suchtformen, die Co-Abhängigkeit mit einbeschlossen, behandelt werden.

Zu erwähnen sei hier, dass es zusätzlich noch weiter Ausbildungsmöglichkeiten in den Bereichen Frauen-, Männer- und Angehörigenarbeit gibt. Leider lagen auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung hierzu keine Berichte vor.

Einbeziehung der Medizin/Mediziner in die Suchtarbeit

Der Vorsitzende Lutz Stahl betonte dieses Thema, da insbesondere Menschen durch Medikamente in die Abhängigkeit geraten und dann von Ärzten allein gelassen werden. Ein extremer Ausspruch eines Arztes dazu sei: „Ich mache Menschen nur abhängig, nicht süchtig“. Der Anteil der Medikamentenabhängigen in den Gruppen sei erstaunlich gering. Hier sieht der Vorsitzende starken Bedarf, die Mediziner mit einzubeziehen, damit diese sich ihrer Verantwortung, Menschen auch wieder aus der Abhängigkeit zu begleiten, bewusst werden. Lutz Stahl äußerte eindrücklich die Meinung, dass die Suchtselbsthilfe beginnen sollte, laut Fragen zu stellen. Es könne nicht sein, dass Ärzte im Studium nichts über Sucht lernen.